Der Mitgliederladen Wandel.Handel ist nun seit drei Monaten geöffnet – Glückwunsch ans gesamte Team und alle Beteiligten! Aus diesem Anlass wollen wir von den Initiatoren Johanna und Fabian hören, wie dieses Vierteljahr verlief, welche Eindrücke sie gewonnen haben und was sie für die Zukunft planen:
Was bewegt euch nach den ersten 3 Monaten, die der Mitgliederladen nun geöffnet ist?
Unser Respekt für den Einzelhandel ist enorm gestiegen. Das Gefühl der Dringlichkeit, einen solchen Ort, wie den Wandel.Handel in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren, hat sich verstärkt. Wir sind glücklich, dass wir diesen Raum mit euch schaffen konnten, der voll von „Lebens-Mitteln“ ist, die von Menschen hergestellt wurden, die mit ihren Ideen die Zukunft nachhaltig gestalten wollen. Wir sind total neugierig, wohin uns dieser erste Schritt zur gemeinsam getragenen Verantwortung noch führen wird.
Wie ist es angelaufen? Was hat Euch am meisten überrascht in dieser Zeit?
Das Ankommen in der Realität. Jetzt hatten wir ein nicht Profit orientiertes, gemeinwohlorientiertes Projekt an den Start gebracht und die wichtigste Frage, die sich jeden Abend stellte war: »Stimmt der Umsatz?!« Auf einmal drehte sich (fast) alles nur ums Geld. Die gute Nachricht ist: »Der Umsatz stimmt!« So wie es aktuell läuft, trägt sich der Laden. Wir sind gerade dabei, das Team zu erweitern und ein weiteres Mitarbeits-Modell für Mitglieder zu entwerfen. Wir erweitern stetig das Sortiment und auch die Arbeitskreise gehen Schritt für Schritt ihren Anliegen nach. Wir sind dran … auf dem Weg … gefühlt aber tatsächlich nicht erst seit drei Monaten, sondern eigentlich schon seit über einem Jahr.
Was war der schönste Moment im Projektverlauf?
Kurz vor der Eröffnung haben uns unsere Ladner:innen von den Socken gehauen: Am Morgen vor der Eröffnung waren wir zu dritt eingeteilt, die letzten Vorbereitungen anzugehen. Unabgesprochen und mit unglaublicher Selbstverständlichkeit sind aber alle eingetrudelt und wir haben zu sechst gemeinsam wie verrückt gewurschtelt, damit zum Start alles parat war. Das war fröhliche Schaffigkeit vom Feinsten. Ein Höhenflug der Gefühle! Ein Moment, in dem uns die Kraft dieses Projekts mal wieder bewusst wurde. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankschön an euch hierfür. Das war großartig!
Welche Schwierigkeiten musstet ihr meistern und wo ist es einfach so geflutscht?!
Nachdem die Wagenburgstraße 123 keine Baustelle mehr war, sondern ein Laden – ein riesen Dankeschön an alle, die mitgeholfen haben (wir haben das gemeinsam geschafft!) – hieß es, ihn voll zu kriegen. Herauszutüfteln, wo was zusammen bestellt werden kann und zu welchem Zeitpunkt, hat sich als kniffliges Puzzle herausgestellt. Milchprodukte in den Laden zu bekommen gehört zum Beispiel dazu. Diese bekommt man nur beim Großhändler. Die Großhändler liefern aber üblicherweise mit riesen LKWs zwischen vier und sieben Uhr morgens an. Im Wohngebiet an unserer Kreuzung undenkbar. Deshalb brauchen wir den Gemüsegroßhändler, der uns die Ware in seinem kleinen Transporter mitbringt. Damit er das tut, möchte er aber, dass man für mindestens 250 Euro Gemüse dazu kauft. Für eine kleine Nachbestellung nach einer halben Woche (wenn die Milch zuneige geht), jetzt wo Wurzelgemüse Hochsaison haben, nicht so ganz einfach hinzubekommen! So sind zum Beispiel Gemüse und Milchprodukte gekoppelt. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir von so vielen kleinen Händlern und Produzenten direkt kaufen, dass wir deren Mindestbestellwert oft kaum zusammenbekommen. Der Stress lohnt sich aber … wenn man dann so viele Leckereien im Laden haben kann!
Nervenzehrend war eigentlich alles rund um das Thema Banken und Bürokratie. Das war anstrengend und langwierig. Immer wieder haben sich plötzlich Hürden aufgetan, die sich erstmal sehr bedrohlich anfühlten, sich aber immer wieder als lösbar entpuppt haben.
Geflutscht ist es mit den Mitgliedern. Unglaublich, dass rund 50 Menschen den Aufbau mitgestemmt haben, dass ca. 140 Menschen schon vor Ladeneröffnung Mitglied werden wollten und an die Idee geglaubt haben und dass über 60 Leute in den ersten Monaten nach Eröffnung dann einfach so noch dazu reingeflattert kamen. Toll!
Wie fühlt sich der Laden für euch an?
Obwohl das Café noch nicht auf die Beine gestellt ist, sind wir schon ein Ort der Begegnung. Zwar erst ein Vorgeschmack, aber der riecht köstlich! Besonders schön ist es, dass einige der Mitglieder durch den Auffülldienst so selbstverständlich in die Abläufe integriert sind, dass wir gefühlt ein riesiges Team sind, das sich um den Laden kümmert. Nicht nur da kann man deutlich spüren, dass dies eben kein gewöhnlicher Laden sondern ein gemeinsamer Weg ist. So viele freundliche Menschen kommen und bringen eine Vielfalt mit, die beeindruckend ist. Und total neugierig macht, auf das was noch kommt!
Was plant ihr für die Zukunft des Ladens und darüber hinaus?
Wir haben weiter vor, den Wandel.Handel in der Form umzusetzen, wie wir es immer beschrieben haben: als Ort der Austauschs durch Café und Denkwerkstatt (ehemals Bildungsplattform genannt). Wir nähern uns unseren Kräften entsprechend Stück für Stück und nehmen auf dem Weg alle Impulse mit, um sie zu integrieren und die Idee lebendig werden zu lassen. Den ersten Schritt haben wir geschafft – was die Zukunft bringt?! Da müssen wir uns wohl einfach noch gedulden, bis sie denn da ist und schauen, was wir draus machen können!
Johanna und Fabian